Was ist eine vorliterarische Kultur?

1 Antworten


  • Der Begriff "vorgebildet" bezieht sich auf eine Gesellschaft, die noch keine geschriebene Sprache entwickelt hat (oder vielleicht nie).
    Viele moderne Gesellschaften haben gesprochene Sprachen oder Dialekte ohne schriftliche Entsprechung. Ein Beispiel ist die kreolische Sprache von Honduras; Garifuna-Leute lernen Spanisch zu lesen, zu schreiben und zu sprechen, aber sie sprechen ein Kreolisch, das nicht geschrieben wird.
    In vorliterarischen Kulturen wird die Überlieferung durch mündliche Überlieferungen weitergegeben. Kinder lernen lange Abhandlungen über Geschichte oder Folklore auswendig, und Schamanen sind die ultimativen Schiedsrichter der gesprochenen Elemente, die eine Gesellschaft zusammenhalten.
    Die Sprachen vieler vorgebildeter Kulturen wurden transkribiert, oft ungenau. Körpersprache und Mimik sind ein großer Teil der mündlichen Tradition, und diese gehen in der schriftlichen Übersetzung verloren.
    Obwohl die Schrift verwendet wird, um die meisten Konzepte, Gesetze und den wirtschaftlichen Austausch zu vermitteln, ist Alphabetisierung keine Voraussetzung für eine "fortgeschrittene" Zivilisation.
    Die Inkas Südamerikas besaßen eines der größten Reiche der Geschichte, doch ihre einzige "geschriebene" Sprache war die Quipu, eine Reihe speziell geknoteter Schnüre, die Zahlen vermittelten. Den Hochkulturen Westafrikas fehlte es ebenso wie den Azteken Zentralmexikos. Dennoch unterhielten beide Gesellschaften riesige Regierungs- und Handelsnetzwerke. Die amerikanischen Indianer hatten ein komplexes Gesetzsystem, ohne den Nutzen des Schreibens.

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