Obwohl die meisten Menschen die Existenz von Kategorien wie "Kinder" und "Teenager" als selbstverständlich ansehen, ist der gesamte Begriff der Kindheit ein relativ neues Phänomen.
Vor dem 18. Jahrhundert wurden Kinder in europäischen Gesellschaften weithin als "kleine Erwachsene" angesehen. Anstatt speziell zugeschnittene Kinderkleidung zu tragen, trugen junge Erwachsene die gleiche Kleidung wie ihre Senioren, nur in kleineren Größen.
Kindheit wurde jedoch im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert zu einer Kategorie, als Fachleute erkannten, dass Kinder einen neuen Markt für eine Reihe von Dienstleistungen wie Schulen, Spielplätze, Spielzeug und Kleidung darstellten.
Im Europa des 18. und 19. Jahrhunderts herrschte in der Oberschicht der Gesellschaft die vorherrschende Überzeugung, dass Eltern der Arbeiterklasse sich nicht so sehr um ihre Kinder kümmerten wie Eltern der Mittel- und Oberschicht. Eltern aus der Mittelschicht glaubten oft, dass sie Kinder am meisten wertschätzten und sie am besten behandelten. Ein häufig vorgetragener Refrain bürgerlicher Eltern, wenn es um Kinder ging, war die Rede vom "ökonomisch nutzlosen, emotional unbezahlbaren Kind".
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Kinder nicht mehr „kleine Erwachsene“ und damit die unwichtigsten Mitglieder eines Haushalts, von denen erwartet wurde, dass sie Kinderarbeit verrichten, sondern wurden zu Empfängern der elterlichen Liebe.
Die ersten historischen Studien zur Kindheit und zur veränderten Wahrnehmung von Eltern und Kindern entstanden Anfang der 1970er Jahre.