Kendra
Drachen wurden angeblich als Talismane verwendet, um böse Geister abzuwehren. Wenn einer Familie ein Sohn zur Welt kam, malte der Großvater am Ende des Jahres ein Bild von einem Dämon auf einem riesigen Drachen. Dieses würde dann von der Decke über dem Baby aufgehängt. Am ersten Tag von O-Shogatsu (Neujahr) wurde der Drachen von der Familie abgenommen und geflogen, in der Überzeugung, dass damit alles Böse aus dem Haus gezogen und mit den Winden fortgetragen würde. Nachdem auf diese Weise angeblich alle Möglichkeiten einer Katastrophe beseitigt worden waren, galt die Gesundheit und das Glück des Kindes als gesichert. Dieser alte Brauch existiert noch an ein oder zwei Orten in Japan.
Wo immer jemand in Japan heute hingeht, wird das Drachengeben immer noch bei Festen für Kinder beobachtet. Jedes Jahr gibt es ein Fest für Jungen und eins für Mädchen. Die Bilder auf den Drachen variieren und vermitteln bestimmte Wünsche – ein Kranich oder eine Schildkröte für ein langes Leben, ein Drache für Wohlstand, ein Karpfen für Stärke und so weiter. Drachen gelten bei diesen Gelegenheiten als Glücksbringer.
Auch der Ursprung der berühmten Nambu-Drachen, die in Europa große Popularität erlangten, spiegelt alten religiösen Aberglauben wider. Shintoisten malten ihre Bitten an die Götter auf Nambu-Drachen. Diese wurden zu den Schreinen gebracht und geflogen in dem Glauben, dass auf diese Weise die Bitten direkt zu den Göttern gebracht werden könnten, anstatt darauf zu warten, dass die Gottheiten auf die Erde kommen.